Die Digitale Transformation eines Unternehmens fordert Veränderungsfähigkeit von jedem Mitarbeiter – auch vom Management. Erforderlich ist eine zukunftsfähige Führung in der Digitalen Transformation, kurz: Digital Leadership. Eine digital geprägte Führungskultur ist Voraussetzung für den digitalen Wandel und hat die Hauptaufgabe, den Transformationsprozess zu begleiten, zu organisieren und zu managen. Dafür ist eine Abkehr von traditionellen Strukturen und traditionellen Führungsstilen entscheidend.
Digital Leadership bedeutet, dass eine Führungskraft den Wandel aktiv prägt, dynamisch führt und die Beteiligung der Mitarbeiter ermöglicht – bis hinauf zum Digitalverantwortlichen, zum Beispiel dem Chief Digital Officer (CDO). Eine von dessen Hauptaufgaben ist das Changemanagement.
Es gibt keine einheitliche Definition, was Digital Leadership oder Leadership 4.0, wie einige Autoren das Führungskonzept in Anlehnung an Industrie 4.0 nennen, eigentlich ist. Ganz allgemein erweitert Digital Leadership klassische Führungsansätze durch bestimmte Soft Skills – und ersetzt sie zum Teil. Dabei wird vorausgesetzt, dass der digitale Leader ein umfangreiches theoretisches und praktisches Wissen zu Themen der Digitalisierung besitzt.
Digital Leadership bedeutet, ein gut organisiertes, vielseitiges Team mit Offenheit und Agilität zu führen. Zentrale Werte dabei sind Vertrauen und Wertschätzung der Mitarbeiter. Eine Führungskraft schafft so Freiräume für das Team, um innovative Ansätze zu fördern. Darüber hinaus erzeugt sie eine positive „Fehlerkultur“, die Experimente mit Innovationen erlaubt.
Im Management gibt es unterschiedliche Führungsmethoden. Es ist üblich, sie nach den Verhaltensweisen einer Führungskraft zu unterscheiden. Eine Führungskraft kann demnach
führen. Einige Führungsmethoden wie Kontrollieren oder Dirigieren sind eher typisch für ältere, traditionell organisierte Unternehmen mit klaren Hierarchien. Motivierende oder kollaborierende Führungsmethoden eignen sich stärker für Unternehmen, die innovative Ansätze verfolgen. Vor allem die partizipierende Führung ist im Zusammenhang mit Digital Leadership wichtig.
Neben diesen Führungsmethoden, die in vielen Situationen zur Auswahl stehen, gibt es auch eine Reihe von übergeordneten Führungsansätzen, bei denen eine oder mehrere dieser Führungsmethoden genutzt werden.
Bei diesem Führungsansatz geht die Führungskraft auf die Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter ein. So benötigen neue Mitarbeiter genaue Einweisung, erfahrene Mitarbeiter jedoch mehr Eigenverantwortung. Die Führungskraft muss also in Abhängigkeit von der Situation entscheiden, ob sie beispielsweise eher motiviert, anleitet oder lenkt.
Dieser Führungsansatz berücksichtigt die Tatsache, dass in der Digitalwirtschaft und bei Unternehmen in der Digitalen Transformation vergleichsweiser häufig mit sogenannten virtuellen, also standort- und regionsübergreifenden Teams gearbeitet wird. Hier ist es Hauptaufgabe der Führungskraft, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, zum Beispiel durch die Bereitstellung der entsprechenden digitalen Tools und eine motivierende Arbeitsumgebung.
Bei agiler Führung geht es um die selbstorganisierte Zusammenarbeit von Teams. Die Führungskraft ist nicht mehr der eigentliche Entscheider, sondern lediglich Primus inter Pares. Sie fungiert als Moderator und Mentor, der eine gemeinsame Entscheidung ermöglicht, und vertraut auf die Fähigkeit des Teams zur Selbstorganisation.
Digital Leadership erfordert in vielen Fällen eine Abkehr von altbekannten Strukturen, Führungsmustern und Hierarchien. Einigen Unternehmen fällt dies leichter als anderen. Dabei scheint es einige Erfolgsfaktoren für Digital Leadership zu geben:
Die Bereitschaft zur Veränderung muss im gesamten Unternehmen und dort vor allem in der Geschäftsführung, im Vorstand und im Management vorhanden sein. Denn fehlende Veränderungsbereitschaft an der Spitze erdrückt jeden Ansatz von Digital Leadership im Unternehmen und macht seine Vertreter zu einsamen Rufern in der Wüste.
Digital Leadership erfordert neben einem Budget auch die Macht, Entscheidungen zu treffen – etwa bei Personalfragen, Änderungen in der Unternehmensstruktur und der Bildung vollkommen neuer Teams.
Vor allem sehr große Unternehmen mit Konzernstrukturen zeichnen sich durch heterogenes Personal aus mehreren Generationen und mit unterschiedlichen Ideen und Hintergründen aus. Digital Leadership bedeutet, die unterschiedlichen Reaktionen auf Transformationsprojekte zu verstehen und in der Führung zu berücksichtigen.
Digital Leadership definiert sich unter anderen über die Fähigkeit, kompetente, innovative und erfolgreiche Teams zusammenzustellen. Hierzu muss ein Digital Leader in der Lage sein, kompetente Leute zu rekrutieren und daraus ein erfolgreiches Team aufzubauen.
Digital Leadership ist ein Führungskonzept, das speziell an die Digitale Transformation eines Unternehmens angepasst ist. Führungskräfte benötigen Digital Leadership, um die Digitalisierung zum Erfolg zu bringen. Unternehmen können mit diesem Führungskonzept zahlreiche Vorteile gegenüber Konkurrenten erringen, etwa bei der Rekrutierung von Mitarbeitern mit digitalen Kompetenzen oder der Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen.
Einen Nachteil hat Digital Leadership allerdings: Alle Mitarbeiter und das gesamte Management inklusive der Geschäftsführung und des Vorstands müssen sich grundlegend an den raschen digitalen Wandel anpassen. Voraussetzung dafür ist die Einführung von Konzepten wie New Work und „Customer Centricity“ oder Technologien wie dem Internet of Things und Künstlicher Intelligenz. Die Erfahrung zeigt, dass nicht jedes Unternehmen – zumal in Deutschland – hierzu in der Lage ist. Bewährte Verfahren und Traditionen haben eine zu große Beharrungskraft. Vor allem festgefügte und lukrative Märkte verhindern die Einsicht in die Notwendigkeit des Wandels – und das wohl auch in absehbarer Zukunft.
Foto: metamorworks/iStock/Getty Images
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