Skalierung ist ein Begriff, der in vielen Zusammenhängen verwendet wird – auch bei Unternehmen. Dort bedeutet er Wachstum durch die (rasante) Ausweitung der Geschäftstätigkeit. Allgemein steht der Begriff Skalierung für eine signifikante Größenveränderung. In der IT wird mit Skalierung häufig die Eigenschaft einer Lösung gemeint, ohne zusätzlichen Entwickleraufwand eine stetig wachsende Nutzerbasis zu bedienen.
Die Digitale Transformation fügt der bisherigen Definition von Skalierung damit noch zusätzliche Aspekte hinzu, die ein Chief Digital Officer (CDO) bei der Ausarbeitung seiner Digitalstrategie beachten sollte.
In traditionellen, nicht digitalen Geschäftsmodellen gibt es üblicherweise Skaleneffekte durch die Ausweitung der Produktion, bei der die Grenzkosten langsam sinken. In digitalen Geschäftsmodellen ist es sogar möglich, Angebote praktisch ohne Grenzkosten herzustellen. So können Digitalprodukte ohne zusätzlichen Kostenaufwand „vervielfältigt“, also „skaliert“ werden. Bei ihnen sind die Skaleneffekte viel deutlicher als in herkömmlichen Geschäftsmodellen und ermöglichen rasantes Wachstum.
Ein wichtiges Ziel vieler Start-ups im Digitalkontext ist die möglichst rasche Skalierung. Dies bedeutet in aller Regel, dass die Nutzerbasis schnell ausgeweitet wird, auch wenn das Geschäftsmodell als solches noch nicht profitabel ist. Gerade für Venture-Capital-finanzierte Unternehmen ermöglicht eine Skalierung der Geschäftstätigkeit, in kurzer Zeit einen möglichst hohen Unternehmenswert zu entwickeln.
Die Geschäftsmodelle von Unternehmen in der Digitalwirtschaft sollten skalierbar, also mit geringem Aufwand erweiterbar sein. Darunter wird verstanden, dass sie möglichst mühelos auf andere Regionen und Länder, Geschäftsfelder oder Branchen anwendbar sind. Die Skalierung kann in diesem Fall durch eine Vergrößerung der Nutzerbasis, eine Erweiterung der Produktvarianten oder eine Erschließung neuer Auslandsmärkte geschehen.
In der Digitalisierung geht es häufig darum, die Skalierung eines Geschäftsmodells durch die Skalierung von IT-Ressourcen zu unterstützen. Hierfür werden üblicherweise Cloud-Lösungen eingesetzt, da sie ohne hohen Investitionsaufwand und die Einstellung von zusätzlichem IT-Fachpersonal skaliert werden können. Ein CDO sollte eine potentielle (rasche) Skalierung von IT-Ressourcen im Blick behalten und bei der Buchung von Cloud-Lösungen darauf achten, dass diese tatsächlich schnell und beliebig skalierbar sind – in beide Richtungen.
Die Skalierung von Produkten, Services und Geschäftsmodellen hat auch Nachteile. Schnelles Wachstum kann das Unternehmen überfordern und sogar in die Insolvenz treiben.
Vor allem bei Neugründungen im Bereich der Digitalwirtschaft kann ein zu großer Erfolg das Unternehmen in Schwierigkeiten bringen. Gemeint ist damit: Wenn die Nutzerbasis zu schnell wächst, können oft weder die IT-Ressourcen noch die Prozesse noch die Mitarbeiter diesen Andrang bewältigen. Dies kann zu einer Krisensituation führen. Hier besteht die Gefahr, dass frustrierte Nutzer wieder abspringen, weil sie nicht entsprechend bedient werden.
Skalierung ist gut, lautet das Mantra aus dem Silicon Valley. Doch ein skalierendes Geschäftsmodell bedeutet nicht notwendigerweise, dass es sich auch um ein skalierendes Erlösmodell handelt. Generell benötigt jedes Geschäft auch Erlöse oder zumindest die Aussicht darauf. Denn durch das Wachstum der Nutzerbasis steigen die Kosten. Vor allem Start-ups müssen zunächst einmal erheblich investieren, um den Nutzerandrang überhaupt zu bewältigen. Fehlen nun die Erlöse, kann sehr schnell die Insolvenz die Folge sein – etwa weil die Anschubfinanzierung aufgebraucht ist und die Investoren kein Geld mehr nachschießen.
Für etablierte Unternehmen mit den entsprechenden Personal-, IT- und Finanzressourcen sind beide Gefahren meist weniger relevant. Für sie ist es schwieriger, parallel zu ihrem etablierten Geschäft neue, skalierbare, nicht selten im Wettbewerb zum Bestandsgeschäft stehende Angebote zu entwickeln. Deshalb können etablierte Unternehmen und Start-ups gerade bei skalierbaren Geschäftsmodellen oft vielversprechende Partnerschaften eingehen, die zum Beispiel über Corporate-Venturing-Ansätze initiiert werden können.
Foto: ipopba/iStock/Getty Images
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